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E-M1X Naturfoto Praxistest- Teil 1

Die OM-D E-M1X in der Naturfotografie

Hallo miteinander,nachdem ich die Gelegenheit hatte, die neue Olympus OM-D E-M1X bereits seit Dezember intensiv zu testen, berichte ich hier in mehreren Teilen meine Praxiserfahrung als Naturfotograf mit dieser Kamera.


Ja, ich bin Olympus Visionary… aber nein, ich werde nicht dafür bezahlt Marketing-Texte rauszuhauen. Ich berichte ausschliesslich aus meiner persönlichen Perspektive und aus der Erfahrung im Einsatz damit.


Deshalb steigen wir mal ganz ehrlich ein. Als ich über 43rumors die ersten Berichte las dachte ich mir auch: „Naja, gross ist sie… kein neuer Sensor?.. die MkII bietet das meiste auch schon… mal schauen was kommt…“ Dann kam von Olympus im November die Aufforderung: „Andy, nimm die Kamera und teste sie. Wir wollen deine persönliche Einschätzung zur Tauglichkeit für professionelle Naturfotografie wissen“. O.k. das lass ich mir nicht zweimal sagen, nahm sie, flog damit nach Madeira und testete vor Allem den Einsatz bei Wanderungen für detailreiche Landschaftsaufnahmen. Die alten Lorbeerwälder und grünen Täler bei ambivalentem Wetter erschienen mir gut geeignet dafür.


Zusammenfassend kann ich nun sagen, dass ich nach einer Woche intensivem Test wieder neu die Erfahrung machte, die mich ähnlich überraschte wie vor 3 Jahren beim Umstieg von Vollformat. Was diese Kamera leistest übersteigt die Spekulationen, die aufgrund der technischen Angaben im Netz kursieren in der Praxis bei Weitem. Diese Kamera überzeugt mich mehr als ich erwartet hatte. Und warum das so ist berichte ich in 2-3 Artikeln zu den verschiedenen Bereichen der Naturfotografie in nächster Zeit. Heute fange ich mit Landschaftsfotografie an.


BTW: Ich hab diese Woche viele Berichte gelesen, die auch sehr kritisch und negativ sind, alle gespeist von vermeintlich professionellen Meinungen der Spezialisten, die die Kamera nicht nutzen, sondern aufgrund der technischen Daten Mutmassen. Das ist o.k., aber meiner Ansicht nach nicht die verlässlichste Quelle für die persönliche Meinungsbildung. Wer Pixel-Peeping betreiben will sollte übrigens diesen, wie ich finde sehr spannenden Bericht lesen: https://www.digitalcameraworld.com/reviews/olympus-om-d-e-m1x-review


Mich überrascht selbst der direkte messtechnische Vergleich mit den Flaggschiffen von Canon und Nikon, besonders bei den Diagrammen zu Auflösung, Dynamik und Rauschen. Wer hier noch behauptet, dass die Sensorgrösse der einzig wahre Masstab ist, sollte mal kurz in sich gehen. Wenn man das mit der Tatsache verknüpft, dass die Olympus PRO Objektive mit ihren Specs. deutlich über jedem anderen Hersteller stehen wird es systemtechnisch gesehen verdammt eng mit akademischen Diskussionen meiner Ansicht nach. Klar hat man einen kleineren Sensor, das erfordert eine etwas andere Herangehensweise an die Motive, denn die Physik bleibt. Das ist aber ein anderer Vortrag.


Genug der Vorrede.Mein Erster Eindruck

Nach einem kurzen Training ging es direkt von Hamburg aus Mitte Dezember nach Madeira. Ich nahm mir ca. 2h Zeit die Tasten, die übrigens allesamt richtig gut angeordnet sind so zu belegen, wie ich es mir vorstellte, machte mich mit den neuen Funktionen vertraut und startete am Tag der Landung auf die Nordseite der Insel, denn dort ist es rauh, windig, regnerisch, wild und schön. Genau das, was ich mir vorstellte. Mein Interesse galt vor Allem der Bildqualität, dem Stabilisator und der Möglichkeit, HighRes Aufnahmen aus der Hand machen zu können. In der Theorie klang das alles gut, was ich hörte, glaubte es aber nur bedingt…


Alle Bilder sind in RAW aufgenommen mit neutralen Einstellungen. Später stellte ich auf RAW+JPG, da die Bearbeitung am PC noch mühsam ist. Die Kamera ist ja noch nicht am Markt und die Unterstützung von Lightroom fehlt. Einzige Möglichkeit: RAW in Viewer laden, dann in TIFF wandeln und diese in Lightroom/Photoshop importieren zur Weiterbearbeitung. Geht, dauert aber, vor allem bei den hochauflösenden Bildern, die als TIFF gleich mal 300 MB gross sind. Aber das ist nur temporär. Die Unterstützung von Adobe kommt sicher und Olympus arbeitet auch an was neuem an der PC-Front.


Die Kamera liegt sehr gut in der Hand. Ergonomie und Balance mit Objektiven ist für mich deutlich besser wie bei der M1 MkII, vor allem, wenn ich sie stundenlang in der Hand habe, sie an einem Finger hängt, ich sie trage, hochnehme und schnell die Perspektiven wechsle. Ungewohnt war für mich das Stativ nicht zu verwenden. Ich war abends am Meer und wollte erstmal mit HighRes und Langzeitbelichtungen testen. Der Griff zum Stativ ist da historisch praktisch einprogrammiert.


(OM-D E-M1X + 40-150mm F2.8 @ 62mm; 1/4 sec. f/8 +3/10 Korr; ISO200; FREIHAND)


Also der Stabilisator scheint schon recht gut zu laufen. Aber so bis 1/2 sec. kann das die E-M1 MkII auch ganz gut. Mein Fazit. Passt, kann aber noch nicht von echtem Quantensprung reden. Dann meine ersten HighRes-Aufnahmen aus der Hand. Ich werde nicht vergessen als ich die ersten Bilder machte und dann im Display auf 14fach (das entspricht bei HighRes dann 1:1) vergrösserte. Das glaub ich nicht… Im JPG am Display schöngerechnet dachte ich mir. Muss ich im RAW am Rechner anschauen. Mit einer gehörigen Portion Zweifel suchte ich erste „brauchbare“ Landschaftsmotive. Mir war gleich klar. Meine Tests müssen in diese Richtung intensiv werden und dazu wähle ich mir möglichst detailreiche Landschaften aus. Die filigranen Strukturen der Lorbeer-Bäume werden zeigen, was dahintersteckt. Der Plan für die nächsten Tage war gemacht.


(OM-D E-M1X + 7-14mm F2.8 @ 7mm; 1/60 sec. f/5,6 +3/10 Korr; ISO400; FREIHAND HighRes) Eines meiner ersten HighRes Bilder.


Bildqualität

Bei ausgedehnten Wanderungen auf diesen Lavedas entlang der Nordseite und im zentralen Bergmassiv bei schwierigem Licht entschied ich mich abgelegene Wasserfälle zu suchen. Die Wahl viel aus Queimades, ein ca. 15km langer Trail in steilen, abgelegenen Nordtälern auf ca. 900m und zu den Cascata do Risco im Zentralmassiv.Als ich losging hatte ich mein Stativ in der Hand, legte es aber mit einem gewissen Unbehagen ins Auto zurück und ging los. Das erste mal seit 12 Jahren kein Stativ mit Wasserfällen im Sinn….


(OM-D E-M1X + 12-100mm F4 PRO @ 44mm; 1/60 sec. f/5,6 -3/10 Korr; ISO 1600; FREIHAND HighRes)

Bei so einem detailreichen Bild machen sich 50MP Auflösung bezahlt.Der Sensor ist doch der Gleiche… Was haben die gemacht? Irgendwie fehlt mir das Rauschen ab ISO800 und die Dynamik hat auch deutlich zugenommen. Ich machte viele Bilder mit ISO1600 und auch eine Menge HighRes-Aufnahmen an den Wasserfällen und unterwegs. Als ich zurück war stellte ich fest, dass ich das Stativ selbst am Wasserfall nicht vermisste. Bin gespannt auf die Ergebnisse.


(OM-D E-M1X + 12-100mm F4 PRO @ 12mm; 2 sec. f/5,6 +3/10 Korr; ISO 200; FREIHAND)


Also hier beweist für mich Olympus, dass der Sensor alleine nicht das Mass der Dinge ist. Ich weiss ja, dass MFT bedeutet, 4mal weniger Licht verarbeiten zu müssen als VF. Die Bildverarbeitung, die Sensorlagerung und die Linsen als System mit dem Sensor zusammen sind unglaublich gut abgestimmt und holen aus dem Bild deutlich mehr raus als ich dachte. Und der o.G. Bericht zeigt auch messtechnisch, dass die Dynamik über dem der „Grossen“ liegt. Und dann kommt da noch die HighRes-Möglichkeit dazu…


HighRes und was das bedeutet in der Praxis

Nun zu meinem Hauptbegeisterungs-Faktor, denn das wollte ich vorher einfach nicht glauben. Der Handheld HighRes Modus. Letztlich hatte ich erst beim offiziellen Launch am 24.1. in Hamburg ein erstes Grossformat-Bild von mir ausgedruckt sehen dürfen. 1,2m Breite mit fast 180dpi gedruckt in Originalauflösung. Die Kamera liefert in diesem Modus ein RAW mit 8160x6120 Px, also 50 MP


Jeder, der mit einer Canon 5D RS oder Nikon D850 unterwegs ist weiss, dass man verdammt sorgfältig arbeiten muss, wenn man die volle Auflösung in scharfen Bildern wiederfinden will. Stativ, gute Linse, Luft anhalten und präzise Belichten… All das ist absolut nötig für diese hohe Auflösung, da ja auch die Pixeldichte im Sensor NULL Vibration verzeiht. Und dann kommt der Spiegelschlag, der mech. Verschluss und ein Bisschen Schwingen der Handschlaufe o.Ä. dazu und das Bild ist nur noch 20MP wert. So ist die Realität.


Mit diesen Gedanken im Kopf „knipste“ ich ganz unbeschwert nebenher meine Bilder aus der Hand im HighRes-Modus. Ich kann bis heute nicht glauben, was die Kamera hier leistet. Aber die Bilder beweisen es. Volle Auflösung bis in den Bereich von 1/15s AUS DER HAND ! Das glaubt man erst, wenn man es selbst ausprobiert hat.


Meine Bilder im Lorbeer-Wald zeigen dann auch eine Detailtreue, wie ich sie vorher nie hinbekommen habe. Ganz ohne Stativ bei ambivalentem Licht, selbst im strömenden Regen. Natürlich müssen die Objektive hier auch mitspielen mit der Auflösung. Einmal mehr zeigt sich das überlegene Design des M.Zuiko ED 12-100  F4.0 IS PRO. Dieses Objektiv liefert trotz einem Zoom-Bereich von > 8 Schärfe, Auflösung und Kontraste, wie es selbst Festbrennweiten im Pro-Segment nicht durchgängig bieten können.


Dann kommt ein weiterer Effekt dazu, der Vorteile bietet. Durch den intelligenten Algorithmus, den Olympus zur Berechnung des Bildes verwendet wird das Rauschen ebenfalls deutlich reduziert, weil ja bis zu 16 Bilder auch mehr Licht liefern. So war ich zusätzlich erstaunt, wie bei ISO800 und ISO1600 selbst feinste Strukturen und Farbflächen ohne merkbarem Rauschen im Bild zum Vorschein kommt.


(OM-D E-M1X + 12-100mm F4 PRO @ 44mm; 1/60 sec. f/5,6 -3/10 Korr; ISO 1600; FREIHAND HighRes) Dies ist ein 100% CROP Ausschnitt des 50MP Bildes weiter oben.

Jedes Blatt ist gut aufgelöst.



(OM-D E-M1X + 12-100mm F4 PRO @ 13mm; 1/80 sec. f/5,6 +7/10 Korr; ISO 1600; FREIHAND HighRes)


(OM-D E-M1X + 12-100mm F4 PRO @ 29mm; 1/15 sec. f/5,6 -7/10 Korr; ISO 800; FREIHAND HighRes)


Dies ist ein 100% CROP Ausschnitt des 50MP Bildes s.o.


Jedes Detail ist gut aufgelöst.Beim Schreiben merke ich grad nochmal neu, dass diese Funktion meine Begeisterung immer wieder steigen lässt. Und nicht vergessen, selbst die 3.000 EUR sind nur 50% dessen, was man bei den anderen Herstellern hinlegen muss, ganz zu schweigen von Gewicht und Preis bei den Linsen.


Sensoren,GPS und Batteriekonzept

Während meiner gesamten Tour auf Madeira hab ich permanent das integrierte GPS laufen lassen und auch das Logging aktiviert um zu sehen, wie sich das auf die Batterielaufzeit auswirkt. Der Powerpack mit 2 Akkus reicht locker für einen intensiven Fototag. Das ist das Mass für mich. Und das neue Ladekonzept über USB z.B. mit einer Powerbank macht die Kamera absolut Outdoor + wildnistauglich.


Die GPS-Daten im Bild sind sehr hilfreich und ersparen den Schritt das später in Lightroom mit dem Garmin Log o.Ä. zu verheiraten. Temperatur und Feuchtigkeit sind dann doch eher ein nettes Beiwerk. Die Log-Datei der Kamera lässt sich in Google-Earth einlesen und bietet so noch einen zusätzlichen Nutzen bei Tourenbeschreibungen etc.


Fazit meines Tests, Teil 1

Die M1X hat mich überrascht, ja sogar begeistert, weil ich diesen Quantensprung nicht erwartet hatte und meine persönlichen Erfahrungen damit überzeugen mich mehr als diese vielen, teilweise fragwürdigen Spekulationen im Netz. Aber jeder darf sich seine eigene Meinung bilden und dazu stehen.Die Olympus OM-D E-M1X ist ein echtes, robustes und absolut tolles Arbeitsgerät für die professionelle Naturfotografie, speziell die Tier- und Landschaftsfotografie unter erschwerten Bedingungen. Ich werde diese Kamera nicht mehr hergeben. Das ist mein Fazit.Ausblick AF & Co.

(OM-D E-M1X + 40-150mm F2.8 PRO @ 150mm; 1/1600 sec. f/5,0 +7/10 Korr; ISO 400; FREIHAND)


Im nächsten Bericht werde ich mich dem Autofokus und Verschluss widmen, habe aber bei ersten Tests hierzu schon gemerkt, dass sich da ein ähnlicher Quantensprung abzeichnet.


Bis zum nächsten mal.

Andreas Geh

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